Ach du dicker Hund...

Heute möchte ich gerne ein paar Zeilen über das Thema „Übergewicht“ beim Hund schreiben.

Zuerst schreibe ich über die Kastration, weil diese bei Gewichtszunahme eine tragende Rolle spielt. Des weiteren möchte ich die Gefahrenquelle „Kauartikel und Kekse“ näher erörtern und noch ein paar Zeilen zu unserem Zusammenleben mit dem Hund schreiben. Fett zaubert sich nicht von heute auf morgen und auch nicht über Nacht auf die Rippen. Es spielen viele Prozesse mit hinein, ausschlaggebend ist aber meist das menschliche Verhalten.

 

Kastration:

 

Hormone haben enorm vielfältige Aufgaben im Körper. Sie wirken im Körper regulierend, harmonisierend und vor allem ausgleichend. Man nennt dieses System das „endokrine Drüsensystem“. Jedes Hormon im Körper hat einen Gegenspieler, ein anderes Hormon, das bei Überproduktion ausgleichend wirkt. 

Diese Gegenspieler werden also aktiviert wenn ausgehend von der Hypophyse/ Epiphyse (Thalamus/ Hypothalamus) ein zu hoher Wert im Körper gemessen wird. Das sogenannte Langzeit-Stresshormon Cortisol hat Gegenspieler wie DHEA und Melatonin (letzteres kennen wir auch im Sprachgebrauch als Einschlafhormon, weil es u.a. den Schlaf- und Wachrhythmus reguliert). Jedes Hormon im Körper hat seine spezielle Wirkung. Die Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol sind wichtig und effiziert um auf seine Umwelt zu reagieren. Kommt ein Hund also in eine Situation, aus der er fliehen oder in der er Kämpfen muss, sind diese Hormone überlebenswichtig. Diese Hormone sind sogar kurzfristig gesund, weil sie das Herz- Kreislaufsystem stimulieren, solange nach Vollendung der „Gefahr“ die regulierenden Gegenspieler aktiv werden und das Tier nicht im Dauer Stress ist/ bleibt. 

Man darf nicht den Fehler machen und glauben, das jedes „Hormon-Team“ (Spieler- und Gegenspieler) für sich alleine steht, wir sprechen nicht umsonst von dem endokrinen DrüsenSYSTEM! Es ist ein System, in dem alles miteinander verknüpft ist und das zusammenhängt. Wie kleine Dominosteine stehen sie zusammen. Dadurch muss einem aber auch bewusst werden, dass ein Eingriff ins Hormonsystem ein Eingriff ins komplette Hormonsystem bedeutet! Die sogenannten Sexualhormone wie Östrogen und Testosteron gehören genauso zum System wie Adrenalin, Cortisol und Co. Die Sexualhormone sind u.a. auch am Knochen,-Muskel- und Fettstoffwechsel beteiligt. Deswegen bin ich absolut kein Fan von Frühkastration bzw. für eine  Kastration vor dem 14. -15. Lebensmonat. Gerade im Bereich des Fettstoffwechsel haben wir nach einer Kastration i.d.R. ein kleines oder sagen wir lieber, ein dickes Problem, denn der; ich nenne es mal „Fettstoffwechsel- Booster“; funktioniert nur noch eingeschränkt. Bedeutet, gleiche Futtermenge wie vor der Kastration, gleiche Bewegungs- Aktivität wie vor der Kastration= langfristig ein paar Kilos zu viel, die unglaublich schwer wieder abzubauen sind! Außerdem empfinden diese Tiere ein größeres Hungergefühl. Das ist tatsächlich so. Fett ist nicht nur ein Energieträger, es macht auch tatsächlich ein Sättigungsgefühl. Fettstoffwechsel gestört= ein größeres Hungergefühl! (Manchmal auch ein Problem der Darmflora!) 

 

 

Kauartikel und Kekse sind Süßigkeiten:

 

Des Öfteren werde ich im Laden gefragt: Wie oft darf ich meinem Hund Dieses- oder Jenes zum kauen geben? Ich werde eigentlich immer mit erstaunten Augen Seitens des Hundehalters angesehen, wenn ich sage: 1-2x die Woche! Die darauf folgende Antwort lautet meistens:

“Was? ich dachte täglich!“

 

Allzuoft wird leider vergessen , dass ein Kauartikel getrocknet wurde und was bei der Trocknung passiert. Nehmen wir als Beispiel einen getrockneten Putenhals. Im Rohzustand wiegt ein durchschnittlicher Putenhals zwischen 400 und 700g. Nun wird dieser getrocknet. Durch dieses Verfahren geht erst einmal alle Flüssigkeit verloren und der Hals schrumpft und verliert stark an Gewicht. Durch den Flüssigkeitsverlust verliert dieser aber auch seine Verdünnung- heißt, dadurch wird er reichhaltiger! Fertig getrocknet wiegt er dann vielleicht noch zwischen 80- und 120g. Genau hier liegt das große Problem für unser menschliches Gehirn. Der Hals ist jetzt auf ein minimum geschrumpft und wiegt kaum noch etwas, also kann er ja nicht so reichhaltig sein, dann kann ich meinem Hund ja ruhig täglich einen oder auch gerne zwei auf einmal geben- ist ja auch so schnell weggekaut. Aber sie geben ihrem Hund trotzdem in diesem Fall die Nähstoffe (bis auf Wasser und wasserlösliche Vitamine) eines 400-700g reichhaltigen Putenhals!!!  Auch ein kleiner Keks, z.B. ein getrockneter kleiner Putenwürfel, ist in Wirklichkeit 4-5x so groß und er ist genauso reichhaltig als wäre er 4-5x so groß!

Das Problem mit dem Umrechnen, nein, dem Umdenken:

 

Hinzu kommt, das wir Menschen in menschlicher „Rechenwahrnehmung“ denken- Eine Scheibe Käse aus dem Kühlschrank, ist ja nicht so viel! Nein, für einen Durchschnittsmenschen (man rechnet offiziell bei einem Durchschnittsmenschen mit 75 Kg) ist EINE Scheibe Käse tatsächlich nicht so viel, aber für einem Hund schon. Geben sie z.B. einem Hund der ein Normalgewicht von 15 Kg hat/ haben sollte jeden Tag eine Scheibe Käse aus dem Kühlschrank, ist es so, als ob sie ihm ca. 3 -4 Scheiben Käse geben würden.!!!- Umgerechnet versteht sich.

 

Es hilft enorm wenn man sich als Mensch bewusst macht, dass man alles, was man an getrockneten Kausachen gibt, egal ob Kauartikel oder Keks, ca. das 3-5 fache von der Masse des Produktes gibt. (Je nach Größe und Gewicht des Hundes) 

 

Kein Hund verhungert vor einem vollen Fressnapf!

 

Vorausgesetzt er ist gesund, versteht sich! Hunde können uns sehr gut um den Finger wickeln. Sie sind schlau, gerissen und auf ihren eigenen Vorteil bedacht, deswegen passen sie auch so gut zu uns Menschen und deswegen ist kein anderes Tier in der Evolution dem Menschen so nah und vertraut geworden wie der Hund. Kein anderes Tier hat es geschafft die menschlichen Privilegien in solch einem Ausmaß zu genießen wie ein Hund. Hunde können uns so schlau manipulieren, so gut, dass wir es gar nicht mitbekommen. Vielleicht sind sie deshalb sogar auf ihre Art und Weise schlauer als wir Menschen. Warum sollte ich auch mein gesundes Hauptfutter fressen, wenn Frauchen oder Herrchen am Ende doch die „Süßigkeiten“ rausholen? „Er muss ja etwas fressen, der arme Hund!“- Und dann dieser Blick! Eine Mischung aus „Kindchen- Schema“ und „Pfeil ins Herz“. Bei diesem Blick bekommt doch jeder Mensch ein schlechtes Gewissen. Hunde wissen genau wie sie uns Menschen kriegen, sie leben so eng mit uns zusammen, sie haben uns studiert, sie kennen jede Geste und Mimik von uns. Sie wissen wie sie uns um den Finger wickeln können und zögern nicht eine Sekunde dabei dies auch umzusetzen. Wenn die Taktik „schlechtes Gewissen“ nicht funktioniert-dann eben die Taktik „Clown“- sie bringen uns zum lachen, das wiederum sorgt bei uns zur Ausschüttung von Wohlfühl- und Glückshormonen. 

Sind Hunde nicht wunderbar? Genau das ist es, was ich so unglaublich toll an ihnen finde. Sie sind und bleiben die Opportunisten überhaupt. Sie passen sich an und das zum eigenen Vorteil, genauso wie wir. 

 

Erliege auch ich dem Charme meiner Hunde? Ja natürlich, jeden Tag- und das darf auch so sein! Das Band zwischen Mensch und Hund ist so unglaublich reißfest, weil wir uns einfach so unglaublich ähnlich sind. Aber gerade weil wir unsere Hunde so lieben, sollten wir verstehen, dass Übergewicht auf Dauer krank macht. Schauen sie sich die, im Verhältnis zum Körper, recht schmalen Fußgelenke ihres Hundes an, dann wird ihnen klar, wie viel Gewicht diese zarten Knochen, Sehnen und Bänder tragen müssen. Übergewicht geht auf das Herz-Kreislaufsystem (auch die Nieren gehören dazu, weil sie den Blutdruck regulieren) , auf die Gelenke im allgemeinen und hat Auswirkungen auf alle Stoffwechselvorgänge. Übergewicht belastet die Bauchspeicheldrüse, sogar der Augenstoffwechsel wird langfristig in Mitleidenschaft gezogen, was man ja erstmal so gar nicht vermutet.( z.B. Grauer Star) Streng genommen macht Übergewicht langfristig den ganzen Körper krank und fördert vor allem den Verschleiß der Gelenke; wegen des hohen Gewichtes und weil übergewichtige Hunde sich nicht mehr so aktiv bewegen. Gelenke, Sehnen und Bänder müssen aber bewegt werden, denn wer rastet der rostet. Entzündungen verweilen länger im Körper und können sich ausbreiten, weil das Lymphsystem, das Abfall- Abbau System im Körper nur bei ausreichender körperlicher Betätigung funktioniert.

 

Was ist zu tun:

 

Zuerst einmal sollten sie die Futterration der Hauptmahlzeit überprüfen. Kastrierte Hunde sollten dabei auf 2% des Körpergewichts runtergestuft werden. (Barf) - auf keinen Fall aber unter 1,8%! Dann sollten sie in sich gehen und ganz ehrlich zu sich sein, denn meist ist es nicht das Hauptfutter das dick macht. Wie oft gebe ich meinem Tier etwas zum kauen, also Süßigkeiten? Wie groß ist die Menge? Denken Sie daran, diese Menge ist eigentlich 3-4x so groß und zu guter Letzt: Kühlschrank!!! Wie oft am Tag gebe ich meinem Hund etwas Käse oder Wurst aus dem Kühlschrank? Wie oft bekommt er nebenbei noch etwas vom Tisch? Pizzarand? Leberwurstbrot? Reste von Reis, Nudeln und/oder Kartoffeln? Diese Liste könnte man noch um einiges erweitern. 

 

Wenn ich einem Hund mehr Nahrung gebe, als sein Stoffwechsel umsetzen kann, ich darauf aber nicht verzichten möchte, dann bleibt nur die Möglichkeit das Tier deutlich mehr zu bewegen. Damit meine ich jetzt nicht 20 min länger Spazieren gehen, denn das bringt gar nichts. Ich muss mein Tier sportlich betätigen und zwar so, dass der Fettstoffwechsel angeregt wird-heißt, der Hund muss nicht nur Ausdauertraining bekommen, wie z.B am Fahrrad laufen, sondern sich auch tatsächlich kräftig anstrengen, also auch Krafttraining bekommen! Beim Ausdauertraining wird der Fettstoffwechsel angeregt, der Körper passt sich an und wird leichter, aber erst durch das Krafttraining wird auch außerhalb der Trainingseinheiten, also auch im Ruhezustand Fett ab- bzw. umgebaut und zwar für den Aufbau der Muskulatur. Der Hund muss also Kraft aufbringen um langfristig nicht nur abzunehmen, sondern um auch eine starke Muskulatur aufzubauen, die übrigens ganz nebenbei der beste Schutz gegen Gelenks-Erkrankungen ist!

Sollten sie im Ansatz auch nur das Gefühl haben, dass ihr übergewichtiger Hund eventuell krank sein könnte, stellen sie ihn bitte dem Tierarzt vor. Gerade bei Hunden, die gar nicht zu viel zu Fressen bekommen, ausreichend Bewegung haben und trotzdem zunehmend oder eben gar nicht abnehmen, könnten Krankheiten dahinter stecken wie z.B. eine Schilddrüsen Erkrankung, eine Herzerkrankung oder gar ein Tumor. Es gibt auch Hündinnen, die in, während oder nach der Läufigkeit schlecht fressen. Das ist i.d.R. normal und geht vor allem mit keinem oder nur sehr wenig Gewichtsverlust einher. Das Fressverhalten sollte sich dann innerhalb von 7-21 Tagen wieder normalisieren. (Sollte Ihre Hündin aber in der Zeit auffällig viel trinken ab zum Tierarzt!!!- ebenso bei Unwohlsein, Eiterung aus der Vulva oder bei Fieber) Auch Rüden fressen teilweise schlecht, wenn eine läufige Hündin in der Nachbarschaft unterwegs ist, auch hier verliert der Rüde in der Zeit kaum Gewicht.

 

Sie brauchen nicht verzichten

 

Sie können, sollen und dürfen ihren Hund weiterhin verwöhnen, aber einfach nur weniger. Es muss nicht die komplette Scheibe Käse sein, sie könnten doch eine Scheibe über 4 Tage verfüttern. Etwas zum kauen für die Zähne ist wichtig, aber das muss auch nicht täglich sein; 2x die Woche reicht für die Zahnreinigung. Und wir müssen auch nicht immer eine Handvoll Kekse in der Tasche haben, ein paar wenige reichen ebenso. Alles in Maßen, und dazu etwas mehr sportliche Betätigung und nach- und nach purzeln die Pfunde. Langsamens Abnehmen ist gesünder und langfristig effizienter. Sie müssen auch nicht täglich ihren Hund bis an die Grenzen der Erschöpfung bringen, 2x die Woche sportliche Betätigung reicht, dafür aber langfristig- es ist das Regelmäßige was zum Erfolg führt. 

 

Und jeder, der mir erzählen will, dass sein gesunder (tierärztlich abgeklärt) Hund nicht abnimmt, obwohl er sich an die Futtermengen- Verordnung hält, wenig bis keine Kauartikel gibt, das Tier „angeblich“ ausreichend und sportlich bewegt, der belügt nicht nur mich, sondern sich selber, oder weiß von einer „heimlichen“ Futterquelle im eigenen Haushalt nichts. (z.B.Katzenfutter, oder andere, die füttern wie z.B. Kinder, Nachbarn, Hundebetreuung, Ehepartner, gerne auch mal die Großeltern!) Das gibt’s nämlich nicht und ist nicht möglich. Das ist ein Naturgesetz- ein biologisches Gesetz: Verbraucht mein Körper mehr Energie als ich zu mir nehme= Abnahme. Verbraucht mein Körper genau die Energie, die zu mir nehme= Gewicht halten. Verbraucht mein Körper weniger Energie als ich zu mir nehme= Übergewicht

 

Ihre Julia Fiore 

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Wichtig:

Ich bin Tierheilpraktikerin, KEINE Tierärztin! Notfälle gehören IMMER umgehend in schulmedizische Hände. Bitte wenden Sie sich in Notfällen an Ihren Tierarzt. 

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