Wie kommt es zur Scheinträchtigkeit?


Läufige Hündinnen und Testosteron- überschüssige Rüden, momentan ist es wieder sehr auffällig. Im Februar/März, sowie im September und Oktober habe ich jedes Jahr das Gefühl, dass dies eine Zeit ist in der vermehrt die weiblichen Vierbeiner auf der Suche nach potenziellen Geschlechtspartner sind.

 

Das heißt nicht, dass alle Hündinnen zu diesen Zeitpunkten läufig werden. Eine Hündin kann zu jeder Zeit im Jahr läufig werden. Im Schnitt alle 6 bis 9 Monate, manchmal auch nur 1x jährlich. Die Wechseljahre, wie wir sie bei den weiblichen Zweibeinern ab einem gewissen Alter kennen, gibt es übrigens bei Hündinnen nicht. Eine Hundedame kann also noch bis ins hohe Alter läufig werden. Zwar gibt es  Hunde, bei denen die Läufigkeit im Alter so gering ausfällt, dass sie komplett unauffällig ist und es gibt auch Hundedamen, die nicht mehr Läufig werden, aber in diesem Fall liegt dann eine andere Grunderkrankung vor, aufgrund dessen es zu keinem Eisprung mehr kommt.


Laut dem Zentralverband für zoologische Fachbetriebe Deutschland e.v. gab es im Jahr 2022 ca. 10,6 Millionen Hunde in Deutschland (In 46% aller deutschen Haushalte werden Haustiere gehalten). Tendenz steigend. Wenn wir einmal davon ausgehen, dass ungefähr ( +-) 50% der 10,6 Millionen Hunde weiblich sind, laufen da draußen schon sehr viele gut duftende Hunde-Mädels herum. Zugegeben, ein Großteil dieser Damen wird kastriert sein, aber auch die Zahl der unkastrierten Hündinnen steigt stetig.


Es ist also kein wunder, dass ein Rüde da draußen früher oder später mit den verlockenden Düften in Kontakt kommt.

 

Die erste Läufigkeit tritt in der Regel zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat auf, zum Teil auch noch ein paar Wochen später, es gibt auch Mädels, die erst ab dem 13., 14. oder 15. Lebensmonat loslegen.


Eine Läufigkeit dauert im Schnitt 3-4 Wochen, aber schon vor und noch nach der Läufigkeit gibt es hormonelle Veränderungen im Körper.
Die Phase der Läufigkeit wird in mehrere „Stationen“ unterteilt.


Zu Beginn befindet sich der Hund im sogenannten „Proöstrus“, auch Vorbrunst genannt. Diese Phase dauert im Schnitt 9 Tage (manchmal auch etwas länger) und zeigt sich darin, dass der Hund blutet und die Vulva (Scheide) anschwillt. In dieser Zeit ist die Hündin noch nicht empfängnisbereit.

 

Als nächstes folgt der „Östrus“, die sogenannte Brunst. In dieser Zeit wird die Hündin nun deckbereit. Sie erkennen die Phase daran, dass der Ausfluss wässriger wird und das Blut immer weniger, auch schwillt in der Regel die Vulva wieder ein klein wenig ab. Dies ist die Zeit, in der Sie aufpassen müssen, denn sollte nun ein potenter, bereitwilliger Rüde zugeben sein, wird Ihre Hündin definitiv „bereit“ sein. Auch diese Phase dauert im Schnitt 9 Tage ( +-) übrigens findet beim Hund erst im Östrus der Eisprung statt.


Nach ca. 9 Tagen (im Einzelfall sogar 16 Tagen) kommt die Dame dann in den Metöstrus, in die Nachbrunst. Die Vulva schwillt nun ganz ab und meist wird der Ausfluss etwas gelblich und verwindet danach dann vollständig. Auch wenn der Hund nun äußerlich keine wahrnehmbaren Anzeichen einer Läufigkeit zeigt, so arbeitet das Hormonsystem trotzdem noch auf Hochtouren. Die Eierstöcke haben nun genügend Gelbkörperchen- Hormone gebildet, die für einen Anstieg des Progesteron verantwortlich sind. Dieser Anstieg sorgt für das Absinken von Östrogen im Körper. Progesteron sorgt auch dafür, dass die Einnistung des Embryos in der Gebärmutter stattfindet und erhalten bleibt. Dies passiert immer, auch wenn eine Hündin NICHT gedeckt wurde. Der hormonelle Ablauf ist immer gegeben, egal ob eine Befruchtung stattgefunden hat oder nicht! Das ist wichtig zu wissen, damit Sie verstehen warum es unter Umständen zu einer Scheinträchtigkeit kommen kann.


Nach ca. 9-11 Wochen sind die Gelbkörperchen Hormone abgebaut und somit sinkt dann der Progesteron Spiegel auch ab. Aber, dieser absinkende Progesteron Spiegel sorgt in vielen Fällen (warum erkläre ich weiter unten) dafür, dass das Hormon Prolaktin gebildet wird. Prolaktin sorgt dafür, dass

die Milchbildung angeregt wird.

Es kommt also zur sogenannten Scheinträchtigkeit inklusive Milcheinschuss.

Man kann also durchaus sagen, dass eine Hündin mit allem drum- und dran, mit den „Vor-und Nach“ Phasen, gute 2-3 Monate hormonell beschäftigt ist. Sollte eine Kastration im Raum stehen, sollte diese erst 3 Monate NACH der Läufigkeit stattfinden. (Notfälle sind davon natürlich ausgenommen)!


Die Zeit nach der Läufigkeit bis zur nächsten Läufigkeit nennt man Anöstrus oder auch Ruhephase des Zyklus. In dieser Zeit befinden sich Östrogen und Progesteron in der Waage und schwanken nur leicht. Sobald die Hündin langsam wieder Richtung Proöstrus kommt (nach 6-12 Monaten) bilden sich wieder Eibläschen (Follikel) an den/ in den Eierstöcken und das ganze Hormonelle Spiel beginnt von vorne.

 

Eine Scheinträchtigkeit kommt bei Hunden und hundeartigen in der Natur recht häufig vor und diese ist dort auch absolut sinnvoll. Eine Scheinträchtige „Tante“ oder „Schwester“ sorgt im Zweifel für das Überleben der Nachkommen. Sollte die Mutterfähe also aus irgendeinem Grund zu wenig Milch produzieren (oder zu viele Jungtiere gebären), erkranken oder sogar sterben, sichert diese Ammen-Maßnahme das weitere Säugen der Zwerge.


Daran kann man ableiten, dass eine Scheinträchtigkeit primär dort auftritt, wo mehrere Hunde zusammen leben. Also primär in einem Mehrhundehaushalt und noch häufiger bei Züchter, die natürlich mehrere Zuchthündinnen halten. Warum aber kommt es zur Scheinträchtigkeit inklusive Milchbildung bei Einzelhunden im Haushalt? Und warum nicht bei anderen Tieren, die recht eng mit dem Menschen zusammen leben, wie z.B. bei Katzen?


Nun, ich habe da so eine Theorie. Zuerst sei gesagt, dass es KEIN anderes Tier auf der Welt gibt, dass einen Menschen als Sozialpartner der artgleichen Spezies gleichstellt. Heißt, nur der Hund ist emotional in der Lage einen Menschen einem Artgenossen (anderen Hund)  gleichzustellen oder meist sogar noch höher zu stellen. Kein anders Tier tut dies, nur der Hund. Nur ein Hund bindet sich so an einen ARTFREMDEN (in unserem Fall hier an den Menschen) !!! Das heißt nicht, dass z.B. Katzen ihre Besitzer nicht auch lieben können. Aber eine Katze weiß das sie eine Katze ist und du ein Mensch. Fertig, ein Pferd ebenfalls. Für eine Katze oder ein Pferd sind Sie ein (bestimmt auch wichtiger) Teil seines Lebens, aber eben nicht Artgleich. Das heißt der Stellenwert ist niemals so hoch wie zu einem Artgleichen. Beim Hund und nur beim Hund ist das anders. Der Stellenwert ist genauso hoch (oder sogar noch höher) als zu Artgleichen.


Dies bedeutet also, dass auch ein Einzelhund im Haushalt als Teil eines „Rudels“ fungiert und sich als hochsoziales Lebewesen als ein vollwertiges Mitglied der Familie sieht, bzw. fühlt, eben weil er emotional in der Lage ist mit Artfremden so eine enge Bindung einzugehen wie zu Artgleichen!


Ihr Hund ist also aus seiner (berechtigten) Sicht genauso wichtig und wertvoll wie alle anderen in Ihrer Familie. Natürlich gibt es noch so etwas wie Rangordnung, aber in diesem Bereich wird sowieso viel zu viel hineininterpretiert, denn so streng und krass, wie die sogenannte Rangordnung dargestellt wird, ist sie in Wirklichkeit nicht. Diese Behauptungen stammen primär aus der Forschung mit Hunden- und hundeartigen, die in Gefangenschaft leben und ist daher gar nicht auf die „echte“ Rangordnung, wie sie in der Natur stattfindet übertragbar.

Nun lebt die Hündin also in einer Familienstruktur mit ihren Menschen. In

einem Familienverband, in diesem Fall unter männlichen und weiblichen Menschen kommt es ja auch regelmäßigen zu „Zärtlichkeiten“, wenn Sie verstehen was ich meine. Fakt ist, Sex findet eben auch unter uns Menschen statt und sogar anders als bei Hunden und einigen anderen Tieren primär nicht nur um Nachkommen zu zeugen, sondern aus dem „Vergnügen“ heraus, also durchaus öfter als alle 6-9 Monate.


Also kann auch ein Einzel-Hund eben aus diesen Gründen Scheinträchtig werden, wenn denn die hormonelle Lage des Prolaktin zu diesem Zeitpunkt gegeben ist. Wenn dazu noch ein „hoher Stellenwert“ im Rudel und ausreichende Ressourcen hinzukommen, wie z.B. Nahrung im Überfluss, eine sichere Höhle usw. kann es also durchaus auch bei Ihrer Hündin zu einer Scheinträchtigkeit kommen.
Dies ist einmal mehr der Beweis, wie unfassbar sozial Hunde sind.


Julia Fiore
März 2023

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